Die Braut des Ritters by Sands Lynsay

Die Braut des Ritters by Sands Lynsay

Autor:Sands, Lynsay [Sands, Lynsay]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
veröffentlicht: 2013-09-11T22:00:00+00:00


11. Kapitel

Paen hatte die Waffenübungen der Männer beaufsichtigt und sich gerade an der aufgebockten Tafel in der Halle niedergelassen, um sich einen Schluck Met zu gönnen, als er die leisen Schritte einer Frau vernahm. Er versteifte sich unwillkürlich, blickte zur Treppe und entspannte sich, als er seine Mutter erkannte. Einen Herzschlag lang hatte er befürchtet, es sei seine Frau. Er war weiß Gott nicht in der Stimmung für ihre traurige Miene.

„Oh, Paen.“ Seine Mutter sah ihn und schritt schneller aus. „Wie gut, mit dir wollte ich nämlich sprechen. Wo ist dein Vater?“

„In den Stallungen, er müsste gleich hier sein.“ Paen hob eine Braue. „Wo ist meine Gemahlin?“

„Sie ist im Wohngemach und näht.“

„Was auch sonst“, erwiderte er spöttisch. Seine Frau schien unablässig zu nähen, doch ein Ergebnis hatte er bislang nicht zu sehen bekommen. Paen nahm an, dass sie an einem neuen Kleid arbeitete. Die wenigen, die sie besaß, waren allesamt dunkel, trist und zu weit. Er hatte gehofft, sie werde sich eines anfertigen, das etwas farbenfroher war und ihr besser passte. Aber so lange hätte das eigentlich nicht dauern dürfen.

Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen er während der Reise ins Zelt gelinst hatte, um nach ihr zu schauen, hatte sie stets über ihrer Näharbeit gehockt. Und nichts anderes hatte sie getan, seit sie vor drei Tagen Gerville Castle erreicht hatten. Sie nähte oder schlief. Oder heulte. Manchmal heulte sie gar im Schlaf.

Während Avelyn auf dem Weg nach Hargrove noch fröhlich geschwatzt hatte, war dies am letzten Tag ihrer Reise nach Gerville ganz anders gewesen. Seit der Nacht des Brandes war sie buchstäblich das heulende Elend. Paen vermisste ihr munteres Geplauder, doch mehr noch machte ihm zu schaffen, sie so kraftlos und unglücklich zu sehen - zumal er nicht wusste, was er dagegen tun sollte. Zuerst hatte er gehofft, sie vermisse einfach nur ihre Familie und komme schon darüber hinweg. Aber statt ihren alten Frohsinn zurückzugewinnen, wurde sie von Tag zu Tag trübsinniger.

„Du brauchst gar nicht die Augen zu verdrehen“, sagte seine Mutter gereizt. „Sie näht dir neue Hosen und eine neue Tunika. Zum zweiten Mal, übrigens.“

In diesem Moment öffnete sich das Portal zur Halle, und Wimarc Gerville trat ein.

„Tunika und Hosen? Für mich?“, fragte Paen verwundert. „Aber weshalb? Sie ist diejenige, die neue Kleider braucht, nicht ich.“

„Aye“, pflichtete sein Vater ihm bei, als er an die Tafel kam. „Das Mädchen besitzt nicht ein anständiges Gewand. Und jedes ihrer Kleider ist dunkel und trist.“ Er küsste seine Frau auf die Wange, ehe er sich neben Paen auf der Bank niederließ. „Die einzigen farbenfrohen, die sie hatte, waren wohl das blaue Kleid, das während des Hochzeitsmahls geplatzt ist, und das rote, das in Flammen aufging.“

Paens Mutter bedachte ihren Mann mit einem sengenden Blick, den sie schließlich auf Paen selbst richtete. „Deine Gemahlin ist während der Reise Nacht um Nacht aufgeblieben, um dir neue Kleider zu fertigen und die im Feuer ruinierten zu ersetzen. Deshalb war sie des Abends immerzu im Zelt und tagsüber müde. Weil sie dir etwas zum Anziehen genäht hat.“

Paen blinzelte verwirrt.



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